Der Wohnturm (Neue Kemenate)

Wohnturm 1859
Der Wohnturm (Neue Kemenate)
Ölbild von 1859

Da Ludwig der Strenge zahlreiche Nachkommen hatte und die Burg als Ganerbenburg einer Menge Familienmitgliedern ein Heim bieten sollte, war Wohnraum wohl stets knapp.

Später teilten sich sogar mehrere Linien die Burg, selbst die Ruhler Linie, die einen mit Wassergraben befestigten Hof zu Nentershausen besaß, hatte ausserdem ein Haus auf der Burg inne. Ende des 14. Jahrhunderts wurde daher der hoch aufragende, wehrhafte Wohnturm erbaut und “Neue" oder "Hohe Kemenate" genannt, während das "steinernde Haus" nunmehr "alte Kemenate" hieß. Er gewährte sowohl die Wehrhaftigkeit eines Bergfrieds, als auch die Bequemlichkeit eines reinen Pallas- oder Kemenatenbaus. Von seiner Trutzigkeit zeugen heute noch die dicken Mauern und der zur Erbauungszeit kleine, hochgelegene Eingang, mit einem ausgeklügelten Verschlusssystem.

ornament

Wohnturm um 1800
Der Wohnturm um 1800
Wohnturm heute
Der Wohnturm heute
links unten die Zwingermauer

Die Zwischengeschosse eingerechnet, lebte man dort auf 7 Etagen. Im Erdgeschoss befand sich neben Lagerräumen die aus mehreren Kammern bestehende Burgküche. Im ersten, zweiten und dritten Stockwerk zeigen Fensternischen mit Sitzbänken und Wandnischen den Wohncharakter. Die Kapelle ist im zweiten Stock als Erker angebaut. Die Schlafkammern waren wohl in den Zwischenetagen untergebracht.

Wie die Konsolsteine unter dem Dach nahe legen, gab es ursprünglich noch ein hölzernes Geschoss unter dem Dach, vermutlich eine Aussichts- und Wehrplattform, die leicht vorkragte.

Um den Bau zu finanzieren, mussten Ländereien versetzt werden und kurzfristig erhielt sogar eine andere adlige Familie Wohnrecht im Turm, damit sie Geld zum Bau beisteuerte.